Immer wieder neu. Seit 1957.
Die Chronik unserer Genossenschaft
2022 wurde unsere Genossenschaft bereits 65 Jahre alt. Schauen Sie hier mit uns auf die spannende Entwicklung der WG Merkur eG.
Die ersten Jahre
1957
In einem auch damals von Wohnungsnot gezeichneten Berlin mussten junge Familien in den 1950ern oft viele Jahre auf eine eigene Wohnung warten. Mitarbeiter des Außenhandels der DDR schlossen sich zusammen und ergriffen selbst Initiative. Am 22. März 1957 gründeten sie unsere Genossenschaft. Wolfgang Schneeweis, Mitglied der ersten Stunde, erinnert sich: „Die Aussicht, in ein bis zwei Jahren eine Wohnung zu bekommen, war wie ein Traum.“
Wir bauen los
Im Mai 1957, schon einen Monat nach der Gründung der Genossenschaft, begannen bereits die ersten Bauarbeiten. In der Lincolnstraße entstanden drei Wohnblöcke mit insgesamt 104 Wohnungen. Einer der ersten Mieter erinnert sich: „Die jungen Bauarbeiter legten ein ganz schönes Tempo vor. Auch zukünftige Mieter, darunter viele jüngere Menschen, packten mit an.“ Auch die „BZ am Abend“ zeigte sich „überrascht über das Arbeitstempo“.
Unsere Genossenschaft erlangt Rechtskraft
Mit einem Schreiben vom 20. Juni 1957 bestätigte der Magistrat von Gross-Berlin offiziell die Zulassung und Registrierung der AWG des Deutschen Innen- und Außenhandels.
1958
Geschafft! Die ersten Mieter ziehen am 1. Juli und 1. August 1958 in die neuen Wohnungen. Renate Thiel erinnert sich: „Die uns übergebene Wohnung war für damalige Verhältnisse sehr gut. Ein Bad mit Badewanne, Toilette und Waschbecken. Für warmes Wasser sorgte eine Gastherme.“
Winter 1960/1961
Ende 1960 sind die Häuser in der Volkradstraße fertig, dort wo sich heute noch die Geschäftsstelle der WG MERKUR eG befindet. Ehepaar Hillmann erinnert sich: „Am 19. Dezember 1960 sind wir in unsere neue Wohnung in der Volkradstraße eingezogen. Wir haben unsere Dinge mit Eimern und Wäschekörben mit der Bahn transportiert und für den Umzug einen LKW besorgt. Vor dem Haus gab es noch keine befestigten Straßen. Aber – die neue Wohnung, mit eigenem Bad und fließend warmen Wasser. Das alles war mehr als ein Weihnachtsgeschenk für uns!“
Neubaujahre bis 1966
Bis 1966
Bis 1966 wurden viele unserer Häuser gebaut, die überwiegend noch heute im Bestand der WG MERKUR eG sind. Darunter Häuser in diesen Straßen: 1958: Rummelsburger Straße, Lincolnstraße 1959: Möllendorffstraße, Bornitzstraße, Annenstraße, Sebastianstraße, Dankwartstraße, Kriemhildstraße, Rüdigerstraße 1960: Kriemhildstraße, Dankwartstraße, Volkradstraße 1961: Volkradstraße 1962: Kaulsdorfer Straße 1963: Sterndamm, Michelangelostraße, Michiganseestraße 1964: Königsheideweg, Salzmannstraße, Hartriegelstraße 1965/1966: Rosenfelder Ring.
Eingriffe in die Genossenschaftsautonomie
In den ersten Jahren konnte die Genossenschaft Mitglieder nach eigenem Ermessen aufnehmen und Mitglieder konnten ihre Wohnungsgröße auch frei wählen. Doch ab November 1963 folgten gravierende staatliche Eingriffe in die Autonomie der Genossenschaft, um die Aufnahme von Mitgliedern zu begrenzen und Wohnungen nach Verteilungsschlüssel zu vergeben. 1965 musste unsere Genossenschaft Häuser in der Annenstraße und in der Sebastianstraße an die AWG „Junge Garde“ abgeben.
Territoriale Konzentration von genossenschaftlichen Wohngebäuden in den 1980ern
Im Zuge der staatlichen Eingriffe sollten sich in den Stadtbezirken zwei oder drei Groß-Genossenschaften bilden und unsere Genossenschaft gewissermaßen als Sammelbecken dienen. Vom Magistrat wurden unserer Genossenschaft zwischen 1984 und 1989 folgende Objekte von anderen Genossenschaften übertragen, die diese aus territorialen Gründen abgeben mussten: Volkradstraße von AWG Vorwärts; Sewanstraße und Roßmäßlerstraße von AWG Junge Garde; Treskowallee, Wildensteiner Straße und Ehrlichstraße von AWG Berliner Bär; Kötztinger Straße von AWG Reichsbahn; Volkerstraße, Gernotstraße und Brehmstraße von AWG Neues Berlin. Die Gebäude in der Kaulsdorfer Straße musste die AWG zum 01.01.1989 jedoch an die AWG Köpenick-Nord abgeben.
Die Wendejahre
1989/1990
Durch einen Beschluss des Magistrats sollte die AWG Außenhandel zum 31.12.1989 aufgelöst und ihre Objekte in andere Genossenschaften überführt werden. Doch die Wende durchkreuzte diese Pläne. Jetzt musste unsere Genossenschaft den Schritt in die Marktwirtschaft schaffen. Die Zeit war geprägt von großer Unsicherheit aller Mitglieder. Was wird nun aus unserer Genossenschaft?
AWG Außenhandel wird WG MERKUR eG
Das Überführen von hunderten Wohnungen in eine neue Gesellschaftsform mag heute wie ein gewöhnlicher Verwaltungsakt wirken. In Wahrheit war der Weg von der AWG Außenhandel zur WG MERKUR eG eine große Herausforderung. Am 29. September 1990 fand die letzte Delegiertenversammlung der AWG Außenhandel statt. Auf ihr wurden wichtige Beschlüsse gefasst. Mit Schreiben vom 02. Oktober 1990 wurde die Registrierung unserer Genossenschaft beim Amtsgericht Charlottenburg beantragt.
Neuaufstellung
Nach den Vertreterwahlen fand am 15. Dezember 1990 die erste Vertreterversammlung der Wohnungsgenossenschaft MERKUR e.G. i. Gr. statt. Sie wählte den Aufsichtsrat und diskutierte Vorschläge zur Satzung. Im Januar 1991 wurde der Vorstand bestellt, auf der Vertreterversammlung am 04. Mai 1991 wurde die neue Satzung beschlossen. Am 16. Dezember 1991 wurde die ehemalige AWG Außenhandel unter der Nummer 463 Nz als Wohnungsgenossenschaft MERKUR eG in das Genossenschaftsregister beim Amtsgericht Charlottenburg eingetragen.
Teilprivatisierung? Ohne uns!
Durch Änderung der Grund- und Bodenregeln entstanden Anfang der 1990er Jahre Altschulden, die zum 31.12.1993 auf 13,7 Mio. DM anwuchsen. Das Altschuldenhilfegesetz hätte Zinshilfen angeboten, aber verlangt, dass 15% der Wohnungen privatisiert werden. Die WG MERKUR eG lehnte diese Hilfen ab und schaffte u.a. durch Erhöhung der Genossenschaftsanteile eine solide finanzielle Basis, um diese Schulden abzubauen und Grund und Boden zu sichern. Keine einzige Wohnung wurde verkauft! Unsere Häuser und Wohnungen befinden sich vollständig im genossenschaftlichen Eigentum der WG MERKUR eG.
Modernisierungsjahre
In den Jahren 1994 bis 1997 absolvierte die Genossenschaft unter Inanspruchnahme attraktiver Fördermittel des Landes Berlins ein komplexes Sanierungs- und Modernisierungsprogramm. Isolierverglaste Fenster wurden eingebaut, Fassaden gedämmt und neu angestrichen, Heizungsanlagen modernisiert, Treppenhäuser saniert, Hauseingänge neu gestaltet. Außerdem wurden Grünanlagen und Spielplätze erneuert. Die WG MERKUR eG war eine der ersten Genossenschaften im Ostteil Berlins, die ihren gesamten Bestand erfolgreich modernisieren konnte. (Foto hier: Rummelsburger Straße nach der Modernisierung. Foto weiter oben 1989/1990: Rummelsburger Straße vor der Modernisierung)
Vom Jahr 2000 bis heute
Unsere neue Geschäftsstelle
Zur Jahrtausendwende realisierte die Genossenschaft ihren ersten Neubau seit 1966. In der Volkradstraße 9e wurde ein neues Verwaltungs- und Wohngebäude mit sechs Wohnungen errichtet. Mitte April 2000 übernahm die Geschäftsstelle die neuen Büroräume. Bis dato verrichteten die Beschäftigten ihre Arbeit in vier Wohnungen im Wohngebiet.
Balkone für alle!
Mit den Jahren hatten sich die Wohnbedürfnisse der Mitglieder verändert und der Wunsch nach einem Balkon wurde mehr und mehr zur Selbstverständlichkeit eines zeitgemäßen Wohnens. Von 2003 bis 2013 sind an 29 Wohnobjekten 682 Balkone bzw. Loggien nachgerüstet worden. Zudem wurden an einigen Objekten (Hartriegelstraße, Bornitzstraße, Volkradstraße 1a-1e) alle Balkone komplett erneuert.
Neubau in Karlshorst
2010 / 2011 realisierte die Genossenschaft ein weiteres Neubauvorhaben im Prinzenviertel in Karlshorst. Auf einem ehemaligen Garagengrundstück entstand ein modernes Wohnhaus mit 12 Wohnungen für Jung und Alt und eine Tiefgarage mit 12 PKW-Stellplätzen.
Moderne Heizungen für alle!
Neben den Modernisierungsprogrammen für Bäder und Türen war die Umstellung aller Gasetagenheizungen auf eine zentrale Wärme- und Warmwasserversorgung eine enorme Herausforderung. Zwischen 2010 und 2019 wurden 1.173 Wohnungen erfolgreich an ein modernes Heizungs- und Warmwassersystem angeschlossen.
Merkur lebt Kultur
In 2015 entstand unmittelbar neben der Geschäftsstelle das „Genossenschaftshaus“ in einer eingeschossigen Bauweise. Seitdem ist das „Genossenschaftshaus“ zu dem zentralen Ort der Begegnung, der Bildung und der Kultur für die Mieterinnen und Mieter unserer WG MERKUR eG geworden. Hier geht’s zum aktuellen Veranstaltungsplan.
Neubau im Weitlingkiez
In 2017 / 2018 errichtete die Genossenschaft einen weiteren Neubau mit 38 Wohneinheiten in der Archenholdstraße im Weitlingkiez. Im Hof wurden Grünflächen angelegt, Sitzbänke platziert und ein Spielplatz gebaut. Auch PKW-Stellplätze wurden geschaffen.
Gemeinschaftlich wohnen und leben
Die WG MERKUR eG blickt voller Stolz auf ihre Geschichte zurück, denn jede Zeit stellte die Genossenschaft und ihre Mitglieder vor ganz eigene Herausforderungen, die es zu meistern galt. Seit der Gründung unserer Genossenschaft bestimmt das Miteinander unser Handeln. Über den Kurs der Genossenschaft kann jedes Mitglied gleichberechtigt mitbestimmen. Alle Entscheidungen werden stets im Sinne der Mitglieder getroffen. Die Genossenschaft übernimmt nicht nur Verantwortung „Rund um das Wohnen“. Genauso bestimmen soziale und demographische Fragestellungen unser tägliches Engagement. Daher unser Leitspruch „gemeinschaftlich wohnen und leben“.